WAS BRINGT MIR KRAFT? VERBUNDENHEIT!
WANN BIN ICH VERBUNDEN? WENN ICH DIE WELT IM MOMENT SPÜRE..
(DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN AKTIV- UND PASSIV-FORM DES SEINS… )
„Der König sucht einen Weisen auf. Er stellt dem Weisen drei Fragen: Was ist der wichtigste Augenblick im Leben? Was ist meine wichtigste Aufgabe? Welcher Mensch ist für mich der Wichtigste?
Sag es mir, damit ich mich danach richten kann!
Der Weise antwortet: Der wichtigste Augenblick ist jetzt. Die wichtigste Aufgabe ist die, die gerade vor Dir liegt. Die wichtigste Person ist die, die jetzt vor Dir steht.“ (frei nach Tolstoj)
Der bewusst gelebte, verbindende Moment ist der Schlüssel zu meiner Kraft. Ich versuche meinen Herbst-Spaziergang in Sprache zu malen:
„Ich wandere mit jedem Schritt aus meinem Alltag- Die Gedanken werden stumpf und träge, der Trott meiner Schritte übernimmt das Regiment…“Hänschen klein ging allein, in die weite Welt hinein….“ Irgendetwas erzählt schon von Vorbereitungen für einen Winterschlaf: Blätter werden braun und ledrig, sie rascheln hohl im milden Herbstwind,
ein sanfter Blätterregen berieselt den Raum…Farbenprächtige Natur umgibt mich, bäumt sich auf mit der restlichen Kraft, zeigt, was in ihr steckt…es berauscht mich, ich atme die kühle Luft ein, es riecht nach feuchter, kühler Stille…ich fühle mich als Teil des Ganzen. Durch mich wird die Szene zur Bühne, nein, zu meiner einzig wahren Wirklichkeit…Das Gras knistert unter meine Füssen, weiches Moos bereitet mir einen würzig duftenden Teppich - ich ziehe die weiche Wolljacke enger um mich…
In der Ferne streiten zwei Spatzen um ein paar Trauben- und hat da gerade ein Ziesel aus dem Erdloch geschaut? Ich setze mich auf einen Stein, will das Treiben nicht stören, beobachte die Ameisen auf ihrem Weg- eine Hummel fliegt in geschäftigem Tiefflug vorbei…Was für andere Welten- was für andere Möglichkeiten und Wichtigkeiten!… Nachdenklich schweift mein Blick weiter, die Füße finden ihren Weg- schön, ihnen vertrauen zu können, dankbar….- zu einer knorrigen Eiche. Manches Blatt wird vom Wind vertrieben, landet im stehenden Wasser in der Nähe und zieht dort seine Kreise, wie ein kleines Boot… Der Himmel ist dicht blau, die Sonne wärmt alles Beschienene- ich spüre die Sehnsucht, die in dem Moment liegt- „geh nicht fort!“ Melancholischer Friede liegt in den Wiesen, dem Rauschen der Bäume, knackendem Geäst, den einzelnen Vogelschreien… alles klingt wie eine einzige Melodie….Und ich höre sie, bin Teil davon,
Und fange an zu singen- ganz für mich. Und diese Welt, die meine ist…
So fühlt sich Liebe an, vollkommene Verbundenheit.
Liebesfähigkeit kann sich nur entwickeln, wenn wir uns der gesamten Natur herzlich und voller Wärme zuwenden, wenn wir offen werden für die uns Umgebende Schönheit- und für unseren Teil darin.
Diese Momente des Verbindens schenken Kraft. Daran zu denken und diese Momente des Tages hochzuhalten erhält unsere Liebesfähigkeit-… und Liebe ist wieder Verbindung…
(Ich wollte zwar ganz bewusst mal mein Hirn draussen lassen, aber- weil´s mir gerade einfällt und mir so gut gefällt: Viola, ein kurzer Exkurs:
In unseren Bildern spiegelt sich diese Kraft wieder: Der ewige Streit zwischen der positiven und der negativen Form…Wieviel Aussage hat was? Die reine positive Form braucht den Umgebungs-Hintergrund, um sie zu definieren. Ein Hut auf weissem Blatt hat keine Aussage. Die bekommt er, ob er auf dem Kopf einer stolzen Frau prangt, oder in der Gosse liegt. Die Passive Form wird erst durch die Umgebung überhaupt sichtbar- und strahlt dadurch eine grosse Kraft aus, da sie in ihrer passiven Neutralität den Raum bis hin zur Nebensächlichkeit beeinflusst.
Das Subjekt und das Objekt sind also auch am Blatt immer aufeinander bezogen, auch wenn sie nicht vorhanden sind…)
Ich lese in einem Buch :
Erinnere Dich an eine Situation der letzten Zeit, in der Du Dich wohlgefühlt hast…..
Was war der Anlass für die Gefühle? Welche Sinne durften mitspielen? Was war besonders wohltuend? Die Sinneseindrücke? Das Gefühl der Verbundenheit? Warst Du ganz mit dem Herzen bei der Sache?Wurde Dir plötzlich was klar? hast Du etwas tiefer verstanden, als je zuvor? Welche Ebene des Glücks stand im Vordergrund: Sinnesfreude, Verbundenheit, Sammlung oder Einsicht?
Kannst Du in den nächsten Tagen etwas tun (oder lassen?), um solchen Erfahrungen mehr Raum zu geben?
Ich werde wieder meinen „Morgentee am Dach“ einführen….
Buchtip:
"Leichter Leben- Meditationen zum Umgang mit Gefühlen" (Sylvia Wetzel)
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